Transit durch Slowenien – naturnah

Auf Schotterstrassen durch weite Mischwälder

Juni 2023. Slowenien ist Neuland für uns. Wir beide sind zwar in jungen Jahren bereits kurz hier gewesen, im damaligen Jugoslawien. Das ist aber laaange her.


Vipaska dolina (Vipava-Tal)

„Einzigartig anders. Das ganze Jahr über.“ So lautet der Slogan von I FEEL SLOVENIA. Im Vipava-Tal mit seinem stetig wehenden Bora-Wind startet unsere Reise durch Slowenien. Und zwar südostwärts, statt einfach ostwärts weiter. Der Wind begleitet uns ein erstes Stück, was sehr angenehm ist.

Basis: vorgefertigte Routen von Pistenkuh

Wir wollen naturnah reisen, und so haben wir uns das eben neu erschienene OFF-ROAD Tourenbuch „Berge des Balkans“ von PISTENKUH bestellt. Es ist das erste Mal, dass wir von andern organisierte Offroad-Touren fahren. Früher haben wir für unsere Harleyreisen jeweils selber Touren und Roadbücher für unsere Kunden erstellt. Wir sind gespannt, wie das herunterladen und navigieren mit maps.me funktioniert. Wir werden auch in weiteren Ländern nochmals Touren fahren, jedoch sind nicht alle für unsere Awenasa geeignet.

Off-Road durch Sloweniens Westen

Wir fahren nacheinander drei Touren (SL-2b, SL3, SL4) von „Berge des Balkans“ von Pistenkuh Sabine und Burkhard Koch, nehmen uns aber viel mehr Zeit. Auf diese Art reisen gefällt uns und unserem Husky Kenai. Wir treffen kaum Leute, und wenn ja, sind es einzelne Motorradfahrer oder evtl. ein Förster. Wir nehmen uns Zeit. Ist es nicht wunderbar?


Route SL-2 B: von Ajdovscina – Planina

Wir verlassen den CP Kamp David (siehe Transit durch Italien) gut vorbereitet auf die Fahrt. Als erstes gehen wir in Ajdovščina noch den Tank und den Kühlschrank/Proviant füllen, sowie Bargeld beziehen. All das gibts beim Kreisel am Ausgangspunkt der Tour. Los gehts!

Kurz auf der Landstrasse, dann ein Stück auf einer schmalen Asphaltstrasse den Berg hoch. Beim Gasthof Eko Koča Nanos machen wir einen ersten Stopp für einen Kaffee. Dann gehts weiter, und bald schon verläuft die Route über Schotterpiste. Die Forstwege sind legal befahrbar, ein Hinweisschild weist jedoch darauf hin, dass das Befahren auf eigene Gefahr/Verantwortung geschieht. Ebenso wird vor Waldbrand gewarnt, was natürlich auch heisst, dass man sich als Gast entsprechend verhält.

Die rund 70 km lange Route – off-road rund 50km über gut ausgebaute Schotterstrassen – führt durch satte Mischwälder. Man staunt immer wieder, wieviele Arten von Grün es gibt. Wir stoppen wo wir mögen, spazieren oder wandern mit Kenai, oder besuchen hie und da eine Sehenswürdigkeit. In Nanos halten wir bei einem Denkmal zum 2. Weltkrieg. Auch ist auf dem Platz gerade reges Treiben. Bewohner aus dem Vipava-Tal haben ihre Pferde hierher gefahren, und – so erzählen sie uns – haben hier zwei Tage verbracht um in den Wäldern zu reiten. Nachts stehen die Pferde auf einer Weide, und die Reiterfamilien übernachten in einem Gasthof. Wir sind auf 600 bis 1000 Metern üM. und das Wetter ist fabelhaft.

Bei Predjama zweigen wir ab zur bekannten Höhlenburg aus dem 12. Jahrhundert. Touristenhotspot. Schon winkt der Parkplatzwärter. 10€ will er für den Parkplatz. Das ist schon etwas viel… Er ruft seinen Kollegen, diese begutachten unseren Feuerwehr-Camper. O.K., sagt er, wir könnten dort unten neben dem Bus parkieren. Kostenfrei – wir sind so stolz auf unsere Awenasa:-)

Wir schiessen ein paar Fotos des eindrücklichen Bauwerks Predjamski Grad (mit Museum und Schauhöhle für Interessierte), und kehren dann ins Terrassen-Restaurant ein. Bald aber zieht es uns weiter, wieder zurück in die Natur.


Route SL-3: Postojna – Stari Trg pri Ložu

Zuerst finden wir eine Tankstelle mit Waschanlage und spritzen Awenasa von staubgrau wieder auf rot. Dann steuern wir Postojna an, resp. den dortigen Stellplatz für die Entsorgung (Juni 2023: für 30Min. kostenlos). Jetzt sind wir wieder bereit: das zweite Abenteuer steht an.

Diese Route wieder mit etwa 2/3 Schotterstrassen-Anteil führt durch das Karstgebiet. Wir wollen – nebst fahren und in der freien Natur sein – die Tkalca Jama (Weberhöhle) und den Cerkniško Jezero (Sickersee Cerkniško Jezero) besuchen. Es gibt zahlreiche Parkplätze, teilweise mit Wanderhinweisen, Lernpfade und Hinweistafeln zu Fauna und Flora. Auch gibt es bei vielen Orten Tafeln mit Legenden, die zum schmunzeln anregen. Oder sind es doch wahre Geschichten?

Die Weberhöhle z.B. heisst so, weil sich ein Weber am Sonntag in die Höhle versteckt hat, um dort heimlich zu weben. Das erzürnte jedoch die dort wohnenden Hexen und andere Fabelwesen so, dass sie ihn in einen Stein verwandelten. Auch beim Sickersee gibt es es eine rührende Geschichte zur Entstehung des Sees. Diese handelt von zwei Liebenden, dessen Väter verfeindet waren.

Bei unserem Besuch Ende Juni 2023 hatte es an diesen landschaftlich sehr interessanten Spots sehr wenige, vor allem inländische Touristen.

In Stari Trg pri Ložu fahren wir auf den kostenlosten Stellplatz, flanieren durch das Dorf und kaufen im sehr gut bestückten Supermarkt ein. Die Häuser, meist Einfamilienhäuser haben alle einen natürlichen Umschwung mit Wiesen und Bäumen, keine toten Rasen mit Roboter-Rasenmäher oder Steingärten wie bei uns in der Schweiz. Teilweise werden zwischen den Häusern auch Kartoffeln, Bohnen oder anderes Gemüse angebaut. Es sieht so aus, dass viele sich selbst versorgen.


Route SL-4: Stari Trg pri Ložu – Stalcerji

Und nochmals gehts in die Wälder. Wir kommen nun Nahe an die Grenze zu Kroatien. Wir wollen zwar ostwärts, aber diese Tour möchten wir doch noch machen. Das Wetter ist immer noch hervorragend, und wir freuen uns so richtig, nochmals „Waldmenschen“ zu sein.

Vom Stellplatz gehts einige Kilometer über asphaltierte Strassen, kurvenreich und immer höher, bis die Abweigung auf eine Feldstrasse kommt. Dort fährt gerade ein Traktor mit Heu zu einer nahegelegenen Weide. Der Bauer stoppt, und winkt uns freundlich zu. Durch bergiges Waldgebiet mit teilweise engeren Strassen schnauft Awenasa weiter; wir sind in unserem Element. Das Fahrtempo liegt wieder zwischen 10 und max. 25 km/h.

Wie schon in den letzten Tagen haben wir uns Plätze gesucht, von denen aus wir noch gut wandern oder spazieren konnten. Es gibt auch kürzere und längere Wanderrouten, die auf den gleichen Schotterstrassen verlaufen, die wir fahren. Wir haben jedoch nie Wanderer angetroffen.
Heute z.B. steht auf einem Schild „Taborska Stena“. Stena, das wissen wir mittlerweile, heisst Höhle oder Grotte. Zum Glück haben wir etwas Empfang, und so lesen wir bei Google, dass es sich um ein Partisanen Versteck aus dem 2. Weltkrieg handelt, und etwa 20 Minuten entfernt ist. Der Weg ist gut markiert.

Das Versteck wurde an die Italienischen Faschisten verraten, und in der Folge sind bis auf vier Partisanen alle umgebracht worden. Die vier Überlebenden konnten sich weit in den Gang zurückziehen und die Öffnung mit Steinen verschliessen. Die Angreifer dachten, alle seien tot und sind wieder abgezogen. Es gibt unzählge solcher Gedenkstätten und Mahnmale im Balkan. Nur wird es in gewissen Kreisen vergessen. Mit beklemmendem Gefühl spazieren wir durch den Wald zurück.

Es ist Ende Juni, und wir machen uns auf das letzte Stück dieser Route. Die Strassen sind hier noch enger, und man hat das Gefühl, noch weiter weg von der Zivilisation zu sein. GPS und maps.me Routeführung futionieren nicht. Ist es, weil wir so nahe an der kroatischen Grenze sind, oder ist es, weil wir heute so tief im Wald sind? Wir wissen es nicht, und sind froh über die offline-Route von Pistenkuh. So wissen wir, wo wir abzweigen müssen.

Langsam lichtet sich der Wald – schade eigentlich – und wir kommen fast zu schnell auf die Asphaltstrasse.

Adieu Slowenien, grüezi Kroatien

Rund 10 Tage waren wir jetzt in diesem wunderbar grünen Land meist auf Schotterstrassen unterwegs, und wir haben es so was von genossen. Wir sind viel gelaufen, haben meditiert in freier Natur, haben viel diskutiert über Gott und die Welt, und ich Riteli, habe meinen Lilapullover fertig gestrickt. Schön wars!

Wir fahren nun auf einen Campingplatz, um uns für die nächste Etappe bereit zu machen. Wir entsorgen und waschen, entstauben und putzen das Auto aussen und innen, duschen und waschen die Haare mal wieder warm, trinken ein Bierchen im Campingrestaurant, füllen Wasser nach – und schreiben diese Erzählung (www, Insta, fb). Unterwegs hatten wir oft keinen Empfang, und wir wollen sowieso nicht täglich berichten. Da ist Polarsteps ein tolles Tool dafür. Wir möchten unsere Reisen festhalten, für uns und für euch alle, die auf diese Weise ein bisschen mit uns reisen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..